Arbeitsmarktexpertin Judith Pühringer: „Arbeit mit Perspektiven statt Ein-Euro-Jobs“

Anlässlich der im November 2016 zwar zum ersten Mal seit 2011 leicht zurückgegangenen, aber mit 355.669 Menschen weiterhin hohen Arbeitslosenzahlen in Österreich warnt arbeit plus-Geschäftsführerin Judith Pühringer eindringlich davor, Menschen, die am Arbeitsmarkt benachteiligt sind, durch verpflichtende, gemeinnützige Arbeit in die berufliche Sackgasse zu drängen: „Egal, welches Namensetikett man auf die neuen Modelle klebt: Dahinter verbergen sich Ein-Euro-Jobs, die die Betroffenen nur stärker ins Abseits drängen“.

Gesellschaftliche Teilhabe durch existenzsichernde Beschäftigung

„Um Menschen Zukunftsperspektiven zu bieten und eine echte gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, braucht es unter anderem eine existenzsichernde Beschäftigung“, ist die Arbeitsmarktexpertin überzeugt: „Wir dürfen uns nicht von diesem Ziel verabschieden. Als Staat nicht und als Gesellschaft nicht“, ist Pühringer überzeugt. Maßgeschneiderte, nachhaltig wirkende arbeitsmarktpolitische Angebote, etwa kollektivvertraglich bezahlte, befristete Arbeitsplätze in Sozialen Unternehmen oder passende Schulungsmaßnahmen, können für die rund 120.000 langzeitbeschäftigungslosen Menschen den Weg (zurück) ins Erwerbsleben ebnen.

„Ein-Euro-Jobs öffnen Tür und Tor für eine Abwärtsspirale wie bei Hartz IV. Wir können uns bei unseren deutschen Nachbarn anschauen, wohin das führt: Nämlich in Armut und ein Endlos-Hamsterrad ohne Perspektiven“, so Pühringer weiter. In Deutschland arbeiten mittlerweile 22% der Beschäftigten nur mehr für einen Niedriglohn. In Österreich sind es inklusive Saisonjobs rund 15 Prozent. „Von einem fairen Sozialsystem mit echten arbeitsmarktintegrativen Angeboten profitieren hingegen alle Teile der Gesellschaft“, ist die arbeit plus-Geschäftsführerin überzeugt: „Genau deshalb lohnt es sich dafür zu kämpfen.“

arbeit plus ist das österreichweite Netzwerk von 200 gemeinnützigen Sozialen Unternehmen, die durch Bildung, Beschäftigung und Qualifizierung arbeitsmarktferne Personen bei ihrem (Wieder-) Einstieg in das Erwerbsleben unterstützen.